Single Mom to be? Das Leben geht weiter!

Alleinerziehende Mutter mit Baby

#MOMUNITYMOM KOLUMNE

SINGLE MOM TO BE? DAS LEBEN GEHT WEITER!

– Gastbeitrag von Momunity-Userin Nadine05 –

Meine Geschichte möchte ich den alleinerziehenden Schwangeren widmen.

Auch ich habe junge oder alleinerziehende Mütter schief angeguckt. Verurteilt, warum sie nicht gewartet haben, bis sie „alt genug“ für eine Mutterrolle sind. Habe nicht verstanden, warum manche Beziehungen scheitern, wenn kein „offensichtlicher“ Grund wie Fremdgehen, Schulden o. ä. vorliegen …

Einige nennen es vielleicht Karma. Denn dann kam der 12.02.2020. Bis heute ist der Tag Fluch und Segen zugleich für mich und auch ein Jahr danach habe ich die Situation nicht verarbeitet.

Aber zum Anfang.

Waren wir glücklich?

Mein bester Freund und ich hatten nach langer Freundschaft und einer kurzen Beziehung im November 2019 entschlossen, es zu versuchen. Wir waren ein gutes Team, verstanden uns ohne Worte, kannten die Vergangenheit des anderen. Ich war seine Traumfrau und wir bereit, zu heiraten.

Ich war zu dem Zeitpunkt 27 Jahre alt und wir hatten eine gute Phase in der Beziehung. Da sich mein Kinderwunsch über die Jahre entwickeln musste, hatte ich nicht die Erwartung und das Bedürfnis, dass es sofort klappen muss.

Im Dezember 2019 dann der Test. Ein Versuch, ein Treffer. WIR waren glücklich darüber – oder?

Im Nachhinein kann ich seine Reaktion dazu nicht mehr deuten. Seine Worte ordne ich eher denen eines besten Freundes zu und nicht denen eines werdenden Vaters. Damals bereiteten mir diese augenblicklich Bauchschmerzen;  aber ich schob den Gedanken beiseite.

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Ich war physisch und psychisch allein.

Am besagten Tag im Februar – alle Segel Richtung neuer Wohnung bereits gehisst – bekam ich Blutungen. In der 13. Schwangerschaftswoche nicht ungewöhnlich, aber nicht ungefährlich, wie ich heute weiß. Die Ärzte wollten mich nicht entlassen wegen drohenden Aborts.

Ich war allein. Physisch und psychisch allein. Mich zu betreuen war scheinbar ein großer Akt, da mein Anspruch auf Nähe wohl zu hoch war.

Ich fragte mich, ob es sie gibt: Männer, die alles stehen und liegen lassen für ihre Traumfrau. Ich fragte mich, wo sie sind: Männer, die sich keinen Fehltritt leisten. Oder waren meine Ansprüche tatsächlich zu hoch?

Ich wurde krank geschrieben und war allein. Jeder von uns beharrte auf seinem Standpunkt. Die Situation wurde so unerträglich für mich, dass ich eine Entscheidung treffen musste. Ihn verlassen musste. Erst einmal nur räumlich und später dann offiziell. Den neuen Mietvertrag und die Wohnungskündigungen konnten wir rückgängig machen. Funkstille für drei Monate. Ich war allein mit Haushalt, Arbeit und den Vorbereitungen für die Kleine. Auch finanziell. Zu groß ist der Stolz nach Geld zu fragen. Bis heute. Ich kann euch sagen, man bekommt sogar schwanger eine Wickelkommode aufgebaut.

Mit den Anträgen kannte ich mich größtenteils aus, weil ich bei der Stadt arbeite. Ich befolgte den Tipp, alles vorzubereiten, um nach der Geburt alles abschicken zu können.

Dann versuchten wir das erste Mal durch mehrere Aussprachen alles zu retten. Des Kindes wegen. Naja, im Nachhinein fragt man sich dann doch, was wir eigentlich versucht haben zu retten. Obwohl wir einige Jahre glaubten, uns zu kennen, passten wir bei den elementaren Dingen offensichtlich nicht zusammen.

Bei Ärzt*innen oder Kolleg*innen wurde man immer gefragt, wie es denn laufe und dass der Papa bestimmt ganz stolz sei. Es wurde alles mit Lügen weggelächelt.

Ich suchte Verbündete. Frauen, die mich verstehen können. Ich fand ein Buch, welches erst wenige Wochen zuvor veröffentlich wurde. Als das Paketchen ankam, wurde es aufgerissen und das Buch stehend in der Küche verschlungen. Ich informierte mich bei Beratungsstellen. Diese waren jedoch eher auf kranke Kinder und Antragsverfahren spezialisiert.

Single Mom

Dann kam ich zu Momunity ...

Dann kam ich zu Momunity. Ich entwickelte keine Freundschaft zu einer Gleichgesinnten, aber dafür mit zwei anderen Frauen. Das offene Ohr war anders als das von meinen „alten Freunden.“ Die vielen anderen Gespräche, die irgendwann verebbt sind, waren jedoch auch hilfreich.

Als der Bauch wuchs, fühlte ich mich nur noch unwohl. Jetzt konnte es ja auch jeder sehen. Das pure Glück einer jeden Familie. Wenn man sich doch bloß so fühlen könnte.

! An dieser Stelle sei erwähnt, dass ich dankbar bin, dass alles gut verlaufen ist und meine Kleine gesund zur Welt gekommen ist !

Aber nicht jede Schwangere ist glücklich mit der körperlichen Veränderung. Neben dem Bauch quälten mich die Gespräche, die Lügen, die Anstrengungen – alles erinnerte mich an ihn. Alles wurde von mir so gedreht, dass es irgendwie gesellschaftskonform war. Fast jeder reduzierte mich nur noch auf meine zukünftige Mutterrolle. Ja, mein Baby war gewünscht. Die Verantwortung und die damit einhergehende Mutterrolle auch. Aber trotz allem bin ich auch weiterhin Freundin, Frau, Tochter, Kollegin, Sportlerin, Künstlerin und und und. Vor der Trennung musste ich diesen Standpunkt auch ihm gegenüber immer klar machen. Ich wurde deshalb als herzlose Mutter betitelt.

Ich musste funktionieren und hatte dadurch noch weniger Zeit und Lust, mich in meinen Bauch bzw. Körper zu verlieben. Ich konnte keine Bindung zu meinem Baby aufbauen. Mit meinem Bauch reden? Ihn streicheln? Nacktfotos davon machen? Alles undenkbar für mich. Und gleichzeitig die Angst, dass es mir später mit meiner Tochter genauso ergehen würde. Könnte ich sie lieben?

Ich ging ein letztes Mal.

Im Geburtsvorbereitungskurs war ich die einzige ohne Partner. Die Blicke brauche ich euch nicht erklären. Ich sagte, dass er keine Zeit habe, aber jeder wusste Bescheid.

Der Sommer brachte „positive vibes“. Und so folgte der zweite Versuch, alles zu retten. Den wenigen Freunden das Ganze irgendwie zu erklären, bescherte mir ein großes Schamgefühl.

Als Erklärung bedurfte es zum Glück keiner Worte; nur ein paar hilflose Blicke und sie verstanden, warum ich es immer noch nicht aufgeben wollte. Aber es wurde nicht besser. Meine Erwartungen passten nicht zu dem, was er mir geben konnte.

Erneute Diskussionen und Klärungsversuche mit ihm waren nur noch kräftezehrend. Da der Geburtstermin immer näher rückte, setzte ich mir selbst die Deadline und ging. Ein letztes Mal.

Was ich zu dem Zeitpunkt nicht wusste; vier Tage später sollte es so weit sein.

Hatten sich alle gegen mich verschworen?

Meine Hebamme berichtete mir, dass sie selbst im Krankenhaus liegen würde und mich im Wochenbett nicht betreuen könnte. Ich verstand die Welt nicht mehr. Hatten  sich denn alle gegen mich verschworen? Mich selbst eingeschlossen?

Denn mein Körper machte schlapp und meine Ärztin erklärte mir, in ein paar Tagen einleiten zu wollen, da meine Kleine zu dünn sei.

Ich fühlte mich gelähmt. Saß bei 35 Grad Außentemperatur drinnen im Dunkeln. Wartend. Wartend auf den Moment, meine neue Aufgabe in den Armen zu halten. Warten auf die Mutterliebe, die dann ganz bestimmt durch mich strömen würde. Hoffentlich wüssten die Hormone dann endlich, was sie zu tun haben.

Während ich so da saß und mich zusätzlich ärgerte, dass dank Corona kaum Kontakte und Kurse stattfanden (Schwangerschaftsyoga und Wassergymnastik wurden abgesagt) komme ich auf die Idee, Tee zu trinken, welcher einleiten sollte (bitte nicht ohne ärztlichen Rat nachmachen!).

An einem Samstag war es so weit. Als abends klar war, dass sie sich auf den Weg machte, gab ich ihm die Chance, dabei zu sein. Nicht für mich, denn ich vertraute mir, dass ich das alleine schaffen würde. Nein, für sie und für ihn. Trotz Corona wäre es möglich gewesen, aber er schrieb nur kurz.

Es war eine schöne Geburt. Kurz und ohne Komplikationen. Ruhig. Ich schrie nicht. Meine Kleine schrie nicht. Sie wurde mir auf die Brust gelegt und wir schauten uns stumm an. Wie eine beste Freundin sagten ihre Blicke: „Auf geht’s!“ Es war, wie alles zuvor, wenig romantisch, aber ich fühlte tiefe Verbundenheit. Immerhin.

Als Begründung, warum er nicht dabei sein wollte, würde er später sagen, dass ich durch mein „Wegrennen“ alles kaputt gemacht habe, auch die Beziehung zwischen ihm und seiner Tochter.

Mutter und Baby halten Händchen

Ich habe zulasten meines Körpers funktioniert.

Ich musste wegen Wochenflussstau mehrfach ins Krankenhaus zur ambulanten Behandlung und letztlich operiert werden. Arzttermine, Einkaufen, Haushalt, (wenige) Freunde treffen. Tagesmütter besuchen (man kann ja nie früh genug anfangen). Ich habe funktioniert, zulasten meines Körpers. Das Stillen funktionierte nicht, da ich Schmerzen hatte und der psychische Druck (Kind muss zunehmen) von Gedanken des Haushaltes und eines gefüllten Kühlschrankes überschwemmt wurden.

Mein Kinderarzt nahm sich die Zeit für mich und sagte: „Tun Sie sich selbst den Gefallen und füttern sie bei. Aber reden sie nicht mit anderen Müttern darüber.“ Traurige verrückte Welt.

Aus Zufüttern wurden mehr Flaschen und mehr Flaschen bis ich, pünktlich zu OP-Termin, unfreiwillig abgestillt hatte.

Das Abstillen wurde von Schüttelfrost begleitet. Ich lag im Bett. Mein Baby ganz ruhig neben mir. Wir beide, wie Fremde, jeder für sich und kämpften mit der Situation.

Eine Bekannte wird mir diesen einen prägenden Satz sagen; „Die Kinder passen sich der Situation an.“

Ich konnte mein Baby immer noch nicht als meine Tochter sehen. Meine Befürchtungen wurden wahr.

Jeder freute sich mehr über meine Kleine als ich selbst – so mein Gefühl.

Ich lernte mein Baby kennen und lieben.

Das Verhältnis zu ihrem Vater blieb nach der Geburt ebenfalls eine Katastrophe. Er begründet das Chaos sehr einfach: Ich trage die alleinige Schuld an meiner Situation. An seiner Situation und an ihrer.

Jeder andere sprach mir gut zu und gab gute Tipps; vor allem, was den Unterhalt anging. Es war mir egal. Ich war bis hierhin allein gegangen und würde nun auch niemanden brauchen. Ihn nicht, und sein Geld erst recht nicht. Ich fragte mich ständig, wann ich Gefühle für das kleine Wesen entwickeln würde. Ich wollte keine Nähe, da ich selber keine geben konnte. Ob es eine Wochenbettdepression war? Wahrscheinlich.

Mit jeder kleinen Reaktion, die mir mein Baby entgegenbrachte, lernte ich sie kennen und lieben.

Als sie vor ein paar Wochen das erste Mal bewusst meine Nähe gesucht hat, war ich jedoch erst verliebt. Unser gemeinsames Leben startete also erst in ihrem fünften Lebensmonat und knapp ein Jahr nach den Blutungen.

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Meine Geschichte soll anderen Mamas Mut machen.

Ich weiß, dass meine Geschichte sehr negativ klingt, weil es für mich keine einfache Zeit war.

Dennoch soll dies anderen Mamas Mut machen. „Das Leben geht weiter“ ist ein dämlicher Spruch, aber leider oder zum Glück sehr wahr!

Ich habe bewusst nichts schön reden wollen, da gerade in puncto Schwangerschaft und Baby die Gesellschaft meint, dass es Glück und Liebe sein muss.

Was möchte ich den Schwangeren also positiv mit auf den Weg geben?

Ich möchte EUCH stärken. Es ist oder wird nicht einfach in manchen Situationen.

Wenn eure Beziehung während der Schwangerschaft zerbricht, oder ihr aus anderen Gründen alleine da durch müsst, oder ihr euch nicht wohl fühlt: Ihr seid nicht alleine! Es gibt so viele von uns und wir sind dadurch keine schwachen oder versagenden Mütter. Ihr müsst und dürft natürlich der Trauer um die Beziehung Raum geben.

Ihr werdet über euch hinaus wachsen – vor allem kreativ werden! Wenn ich manchmal andere Mütter in Beziehungen höre: „Ich weiß gar nicht, wie ich noch das und das machen soll, wenn mein Mann nicht da ist.“ Dann musste ich innerlich kichern und zwar auch Stolz über meine Art und Weise, das alles alleine zu meistern.

Nehmt Menschen und Gesten an.

Wenn es euch die Situation bei Bekannten etc. erleichtert, dann sagt einfach, dass der Papa sich sehr freut. Dann sind die Gossip-Jäger mundtot, denn auf positive News kommen mit Sicherheit keine Nachfragen mehr.

Der Freundeskreis als Mutter wird sich verändern, so sehr man auch das Gegenteil möchte. Er wird aber auch reifer und man wird sehr viel Selbstlosigkeit und Großzügigkeit von anderen Müttern erleben. So wurde und werde ich zum Beispiel mit Kleidung zugeschüttet. Einfach so. Nehmt diese Menschen und Gesten an. Das werden eure ehrlichen Wegbegleiter sein.

Auf meinem Weg wurden für mich vor allem entfernte Bekannte wertvoll. Ich redete mit vielen Frauen, auch älteren Semesters (vor allem via Mail), bei denen auch nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen war. Da gab es auch Trennungen, Kinder aus erster Beziehung oder uneheliche Kinder und das zu Zeiten, in denen dies höchst verpönt war. Und warum wusste ich das nicht von meinen Bekannten? Vermutlich, weil sie sich nur Leidensgenossinnen öffnen, da sie von anderen schief angeguckt wurden. Aber auch, weil es starke Frauen sind, weil sie die Situation nur stärker gemacht hat.

Ihr seid nicht allein!

MOMUNITY MOM // Nadine05

MOMUNITY MOM // Nadine05

Ich bin Nadine, 28 Jahre alt und lebe in meiner Wahlheimat Dortmund.
Ich gehöre seit fast einem halben Jahr *Team Rosa*, seit 16 Jahren *Team Veggies* und mein Leben lang *Team Katze* an.

Eigentlich möchte ich weitestgehend social media free und oldschool leben. Ich liebe daher Briefe und Postkarten und persönliche Treffen, wo jeder sein Handy in der Tasche lässt. Ich liebe Camping, wo man kreativ lebt und mal fünfe gerade sein lassen muss. Dort, wo noch Gemeinschaft zählt und das Spülen sogar richtig Spaß macht- trotz dem Weg zum kilometerweit entferntem Waschhaus.

Tierschutz, Umweltschutz und Nachhaltigkeit ist mir sehr wichtig. Daher "öffel" ich gerne und gehe einkaufen, achte bei Lebensmitteln und tierversuchsfreier Kosmetik auf keinen bzw. möglichst wenig Verpackungsmüll.

Meine Geschichte soll anderen Schwangeren Mut machen. Meine Schwangerschaft konnte ich leider nicht genießen und suche daher den Kontakt zu anderen Frauen, die dasselbe erlebt haben und/oder Frauen, die sich aktuell in einer ähnlichen Situation befinden.

Für Erfahrungsaustausch oder Tipps & Tricks dürft ihr mich gerne bei Momunity (Nadine05) oder Instagram kontaktieren.

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